Friedenslage am 23.03.2021 (19:27:14)

HOW TO DEFEND THE BALTIC STATES

https://jamestown.org/wp-content/uploads/2019/10/How-to-Defend-the-Baltic-States-full-web4.pdf

HOW TO DEFEND THE BALTIC STATES
By R. D. Hooker, Jr.
October 2019

Eine Studie, die ein militärisches Nato-Konzept für den Krieg im
Baltikum entwirft. Hier nur einige Auszüge, vielleicht regen sie zur
Lektüre des Textes an.

Die Analyse, die dem Konzept zugrunde liegt, klärt die politischen
Voraussetzungen der desolaten Lage der Nato im Baltikum nicht: Sowohl
der 2+4-Vertrag zur Einheit Deutschlands als auch die
Nato-Russland-Grundakte von 1997 machen es der Nato, solange sie als
vertragstreu gelten will, unmöglich, relevante Kampftruppen der
Verbündeten jenseits der alten BRD/DDR-Grenze zu stationieren. In einem
kriegerischen Konflikt im Baltikum kommen diese Truppen immer zu spät,
welche Strategie unsere Militärs auch immer basteln,
https://friedenslage.blogspot.com/2021/02/friedenslage-08032021.html
Die einzig vernünftige Regelung dieser (nicht vorhandenen) Konflikte
kann folglich nur in einer Rückkehr zur Politik dieser Verträge liegen,
basierend auf der „Charta von Paris“
https://de.wikipedia.org/wiki/Charta_von_Paris,
https://www.kas.de/de/statische-inhalte-detail/-/content/charta-von-paris-fuer-ein-neues-europa-vom-21.-11.-1990.
Oder man kündigt all diese Verträge und Abkommen. Weil das aber
politisch nicht durchsetzbar ist, muss immer weiter an den
militärischen Planungen rumgefummelt werden.

In dieser Studie gewinnt die Nato den Krieg gegen Russland, weil

( 1) in den baltischen Staaten einheimische Groß-Armeen aufgestellt
werden,

( 2) in Polen und dem Baltikum US-Truppen bis an die äußerste Grenze der
nach der Nato-Russland-Grundakte von Russland möglicherweise noch
hingenommenen Stationierungen platziert werden, und

( 3) polnische und US-Truppen auf wundersame Weise schnell und sicher
mit konventionellen Truppen Kaliningrad erobern, damit die Nato die
Luftüberlegenheit im Baltikum gewinnt. Ob und wie viel aus der
raketenbewehrten Festung Kaliningrad in der Ostsee, in Polen und in
Deutschland zerstört wird, bleibt ungeklärt. Dabei ist gerade das
Raketensystem von Kaliningrad wesentlicher Teil des russischen
Abschreckungssystems:

,—-https://zeitgedankenweb.files.wordpress.com/2019/03/gerassimow-militaerstrategie_rf.pdf
| Die von unseren westlichen Partnern realisierte Politik zwingt uns dazu:
|
| – „auf die Bedrohung mit dem Schaffen einer Drohung“ zu antworten,
| – in der Perspektive das Führen von Schlägen zu planen:
| o auf die Entscheidungszentren sowie
| o auf jene Startanlagen [Stellungen], aus denen der Gefechtseinsatz
| von Marschflugkörpern auf Objekte auf dem Territorium Russlands möglich
| ist.
`—-S. 11

Russland würde also im Falle eines großen Krieges die Front sehr weit in
das Hinterland der Nato ausweiten: Warschau, Rostock und Stettin wären
sofort Ziele russischer Raketen. Da würde auch eine spätere Eroberung
von Kaliningrad nicht mehr helfen, die Korvetten der Deutschen Marine
lägen auf dem Grund der Warnow.

Die Nichtbeachtung des politischen Kontextes in Kombination mit einer
militärischen Wünsch-Dir-Was-Strategie kann nur zu einer Verschärfung
der Lage führen.

Für die Deutsche Marine fällt in dieser Strategie nicht viel ab:
Zunächst einmal müsste sie in den ersten Wochen den Kopf einziehen, um
nicht aus Kaliningrad erwischt zu werden – den Korvetten und den
Minenräumern der Marine wäre anzuraten, sich rechtzeitig in die Nordsee
zu verziehen, darauf hoffend, dass irgendwie Kaliningrad zu Fall
gebracht wird, um danach in die Ostsee zurück zu kehren. Für die dann
wichtigen Transportarbeiten ist die Deutsche Marine jedoch nicht
vorbereitet. Der Ansatz „Mit Korvetten gegen Kaliningrad“ dürfte sich
selbst im Fall eines Nato-Erfolgs als falsch herausstellen.

Der Autor fordert einerseits mehr US-Truppen in Polen und in den
baltischen Staaten, lehnt eine mögliche russische Kritik, dieses sei
eine Bedrohung Russlands, ab, und will gleichzeitig mit diesen
zusätzlichen Truppen den Krieg gegen Russland gewinnen. Logisch ist das
nicht, aber nicht Logik, sondern Bedürfnis bestimmt die Argumentation.

Interessant übrigens, dass in der Studie das Fell des Bären schon
verteilt wird, bevor er erlegt ist:

,—-In einer Fußnote S. 13
| Kaliningrad (ehemals Königsberg) war sieben Jahrhunderte lang
| preußischer und deutscher Besitz, wurde jedoch 1945 von der UdSSR
| annektiert. Die deutsche Bevölkerung wurde gewaltsam entfernt und durch
| Sowjetbürger ersetzt. Heute ist die Stadt von den heutigen deutschen
| Grenzen entfernt und grenzt an den wichtigsten polnischen Ostseehafen
| Danzig. 1990 verzichtete die Bundesregierung auf alle Ansprüche an die
| Stadt. Sollte Polen nach russischer Aggression aufgefordert werden,
| Opfer zu bringen, um Kaliningrad zu reduzieren, erscheint es vernünftig,
| es im Rahmen einer Nachkriegsregelung an das polnische Volk
| abzutreten. „Kaliningrad zu nehmen wäre“ eine natürliche Entschädigung
| für europäische Gebietsverluste und eine Form der „Entschädigung“ für
| die Aufnahme der Krim in die Russische Föderation „, wie der Moskauer
| politische Kommentator Grigorii Trofimchuk betont hat.“ Fredrik
| Westerlund, „Russlands Militärstrategie und Streitkräftestruktur in
| Kaliningrad“, schwedische Verteidigungsforschungsagentur, Mai
| 2017. Kaliningrad muss zumindest entmilitarisiert bleiben, wenn er nach
| dem Konflikt wieder unter russische Kontrolle gerät
`—-Und dann auch noch kontextfalsch zitiert.

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„An der Ostflanke der NATO werden wir die Abschreckung und Verteidigung
weiter stärken und die Bemühungen der Verbündeten und Partner an
vorderster Front, sich selbst zu verteidigen, katalysieren.“

  • Nationale Sicherheitsstrategie der USA 2017

Mehrere Studien haben ergeben, dass diese Streitkräfte in wenigen Tagen
ausreichen, um die baltischen Staaten zu überrennen. Die baltischen
Streitkräfte werden von kleinen stehenden Streitkräften (insgesamt vier
Brigaden, ohne Panzer oder Kampfflugzeuge und wenig Artillerie- und
Luftverteidigung) verteidigt, außer sie greifen zurück auf die
Erinnerungen an die „Waldbrüder“, Partisanen, die am Ende des Zweiten
Weltkriegs gegen die Sowjets kämpften. Sie werden tapfer, aber ohne
Erfolg kämpfen. Was die NATO anbelangt, so kommen die meisten Experten
angesichts der derzeitigen Bereitschaft zu dem Schluss, dass es Monate
dauern würde, die erforderlichen Streitkräfte zusammenzustellen und
einzusetzen. In jedem Land ist nur ein einziges multinationales
NATO-Bataillon als „Tripwire“-Truppe stationiert. Der Kampf wird lange
vor dem Eingreifen der NATO vorbei sein. …

Die polnische Armee wird sich aufstellen, um die Suwałki-Lücke und die
Annäherungen an Warschau zu verteidigen und Kaliningrad zu bedrohen.

Wie bereits erwähnt, ist die Reduzierung der A2 / AD-Bastion in
Kaliningrad unabdingbar, damit die Luftwaffe der NATO – der größte
Vorteil des Bündnisses – frühzeitig im Konflikt zum Tragen kommt. Der
Verlust von Kaliningrad wird auch die baltische Flotte neutralisieren,
die ihren Hafen und ihre Wartungseinrichtungen verlieren wird.

Dies wird vielleicht die Schlüsselentscheidung des Konflikts sein.

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